Knappenverein Glückauf-Südkamen 1901
Über den Verlauf des Rettungswerkes
auf der Schachtanlage Grimberg II/IV nach der Explosion am 20.02.1946
Seite 6
Zu diesem Zeitpunkt waren noch 4 bereits festgestellte Überlebende, die sich allerdings sämtlich im Frischwetterstrom befanden, in der Grube, und zwar je 2 am Anschlag Flöz Ida Schacht III und an der Arbeitsstelle der Raubkolonne in der östlichen Wetterstrecke Flöz Ida etwa 30 m vom Schacht III entfernt. Da ein Transport der Verletzten durch den Fahrschacht des Blindschachtes 1 W oder durch die verbrochene östliche Wetterstrecke Flöz Ida und den Grenzstapel zu gefahrvoll für diese war, wurde der Plan gefasst, die Bergung durch den Schacht IV mit einem an einem entsprechend langen Seil unter den nur bis zur 1. Sohle reichenden Förderkorb angehängten Förderwagen durchzuführen. Nach den hierfür erforderlichen Vorbereitungen war die Bergung der beiden am Kopf des Wetterberges liegende Verletzten auf diese Weise um 02:10 Uhr am 21.02. beendet. Der zur Bergung der beiden anderen Verletzten um 3:00 Uhr eingesetzte Rettungstrupp konnte wegen starker Rauchentwicklung im Wetterberg und aus dem in der Schachtachse nach unten führenden Gesenk den Förderwagen schon nicht mehr verlassen und mussten den Versuch ohne Erfolg abbrechen. Nunmehr mußte die Bergung von der Schachtanlage Grillo aus durch den Grenzstapel und der verbrochenen Wetterstrecke versucht werden und der Oberfüherer, Fahrsteiger Bach, wurde hiermit beauftragt. Mit mehreren Trupps fuhr er um 6:30 Uhr durch den Schacht Grillo III an. 3 Grubenwehrführer und einige Wehrleute drangen bis zu den Verletzten vor und während die Wehrmänner deren Rücktransport durchführten, begaben sich die 3 Führer weiter zum Schacht III. Auf diesem Wege fanden sie noch 2 Tote und im Schacht selbst einige Meter oberhalb des Anschlages einen vollkommen erschöpften Lebenden, der dort auf einer Fahrte ohne Licht kauerte. Bei der Bergung dieses Verletzten vernahmen sie von der etwa 40 m unterhalb liegenden 2. Sohle her Stimmen und konnten durch Zurufen erfahren, das sich dort noch 11 Überlebende befanden. Da das auf dem Anschlag Flöz Ida befindliche Telefon noch in Ordnung war, gaben sie sofort eine entsprechende Meldung nach Übertage durch, die dort um 00:15 Uhr entgegen genommen wurde. Der aus dem Schacht geborgenen Überlebende wurde zusammen mit den beiden anderen Toten durch den Schacht Grillo III zu Tage gebracht. Grubenwehrmänner kommen aus dem Schacht III zu TageBildquelle - Screenshot BundesarchivDa schon seit den frühen Morgenstunden des 21.02. in der richtigen Erkenntnis, daß nur noch die Schachtnähe auf der 2. Sohle Lebende vermutet werden konnten, die Vorbereitungen für eine Befahrung des Schachtes von der 1. Sohle aus in Angriff genommen worden waren, konnten bereits um 10:20 Uhr zwei Grubenrettungs- und ein Schachthauertrupp unter Führung des Oberführers der Grubenwehr der Zeche Westfalen, Fahrsteiger Oelmüller, mit Seilen, Rettungsgurten usw. anfahren. Der Anschlag an Schacht Grillo III auf der 1. Sohle war mittlerweile wieder hergestellt, so daß sofort mit dem Aufhängen einer Seilrolle und dem Auflegen eines dünnen Drahtseiles begonnen werden konnte. Diese und alle weiteren Arbeiten wurden durch den ungeheuren Wetterzug an den durch die noch bestehenden gemauerten Schleusentürrahmen verengten Stellen des Verbindungsquerschlages und durch die im Schacht herunter stürzenden und vom Wetterzug mitgerissenen Wassermassen fast bis zur Unmöglichkeit erschwert. Nach dem Auflegen des Seiles wurde mittels Rettungsgurten 1 Schachthauer bis Flöz Ida und 1 weiterer bis zur 2. Sohle abgeseilt. Letzterer fand hier auf der 2. Seilfahrtsbühne 4 und auf der 3. Seilfahrtsbühne 7 Überlebende vor, denen er baldige Bergung versprach. Nachdem beide Schachthauer wieder zur 1. Sohle heraufgezogen waren, mussten diese Trupps die Arbeiten einstellen, da sie vollkommen durchnässt und durchgeforen und nicht mehr in der Lage waren, das Seil mit der erforderlichen Sicherheit zu halten. Sie überließen die weitere Bergung der inszwischen eingetroffenen Ablösemannschaft und fuhren um 14:25 Uhr wieder zu Tage. Von den neuen Trupps sollten wiederum zwei Schachthauer nacheinander zur 2. Sohle abgeseilt werden, um dort die Überlebenden zum Hochtransport anzuseilen. Der Erste verlangte jedoch nachdem er etwa 40 m heruntergelassen worden war, wieder hochgezogen zu werden und erklärte, daß es unmöglich sei, die Überlebenden ohne weitere Gefährdung auf diese Weise zu bergen. Der diesen Einsatz leitende Oberführer der Grubenwehr der Zeche Gneisenau, Fahrsteiger Fischer, entschloß sich daher, den über Tage bereitgestellten Kübel anzufordern und einen am Anfang der östlich befindlichen Seilbahnhaspel für eine behelfsmäßige Kübelförderung zu benutzen. Nach dem Auflegen des bereits vorher benutzte Seiles auf die Haspeltrommel und dem Anschlagen des Kübels fuhren 2 Schachthauer herunter. Da das Seil aber etwa 30 m zu kurz war, mussten sie unverrichteter Dinge wieder umkehren. Als nach dem Auflegen eines neuen, genügend langen Seiles der Kübel gerade wieder angeschlagen werden sollte, ereignete sich gegen 18:30 Uhr die erste Nachexplosion und gleichzeitig wurde festgestellt, daß der Brand durch den südlichen Hauptquerschlag 1. Sohle bis zum Schacht IV vorgedrungen und eine weitere Benutzung des Schachtes unmöglich geworden war. Da als Folge der Explosion der Ventilator mehrere Male aussetzte und dadurch Brandgase in die östliche Richtstrecke eindrangen, mussten zunächst sämtliche Rettungsmanschafften über Grillo III zurückgezogen werden. |
Seite zurück Anfang nächste Seite