Knappenverein Glückauf-Südkamen 1901

Wilhelm Wienpahl


Wilhelm Wienpahl

25.7.1850 - 8.11.1923

Ein Kamener Erfinder und Unternehmer der Gründerzeit, an den sich fast niemand mehr erinnert.

Aber er war sehr erfolgreich und erfand sichere Verschlüsse für seine Grubenlampen.

1875

Am 22 Januar 1875 wurde eine Gründung der Gelbgießerei und mechanischer Werkstatt in der damaligen Camener Zeitung Volksfreund angekündigt. Wienpahl & Bohde, spezialisiert auf Kessel, landwirtschaftliche Maschinen, Bierpumpen, Lager und Ventile. Dieses junge Unternehmen bot eine breite Palette von Artikeln und Dienstleistungen an. Ihr Sortiment wurde im Sommer dieses Jahres erheblich erweitert.

1877

Bohde verlässt das Unternehmen wieder, wird unabhängig und eröffnet an der Bahnhofstrasse in Kamen sein Geschäft. Er konzentriert sich mehr auf den Handel, während Wienpahl sich auf Produktion und Reparatur konzentriert. Bohde gibt es bis zum heutigen Tage immer noch am selben Standort.

1880

Ab sofort wird das Unternehmen um die "Grubenlampen- & Metallwarenfabrik" erweitert. Wienpahl baut jetzt auch Bergbaulampen.

Wienpahl vor seiner Fabrik nach der ersten Erweiterung in den 1880er Jahren

1882

Wienpahl wirbt in der Zeitung mit seinen Bergbaulampen.

Anzeige W. Wienpahl 19.11.1882

1883

Wienpahl war ein findiger Kopf. Es reichte ihm nicht, einfache Sachen zu bauen und zu reparieren. Kurz bevor er seine Fabrik gegründet hatte, hatten die Unternehmer Friedrich Grillo und Heinrich Grimberg mit der Teufung ihrer Zeche Monopol begonnen. Ab 1878 wurde in Kamen Kohle gefördert. Die Arbeit unter Tage war schwer und gefährlich, viel hing von der Konzentration des Grubengases ab. Das Leben der Kumpel hing davon ab. Es gab Grubenlampen, deren Flamme, untergebracht in einem messingnen Drahtgeflecht, umso heller brannte, je höher die Gaskonzentration war. Doch ließen sich diese Modelle leicht öffnen, und wenn das geschah, entzündete die Flamme das Gas, und es gab eine Schlagwetterexplosion. Sie durfte also nur Übertage vom Lampenmeister geöffnet werden können.

Die Fabrik nach der Zweiten Erweiterung

1884

Wienpahl entwickelte nun einen, wie er meinte, sicheren Verschluß. Er gab die Lampe einem Steiger, um seinen neuartigen Verschluß auszuprobieren und erwartete gespannt, daß dieser scheitern würde. Der aber öffnete ihn gleich beim ersten Versuch. Wienpahl war enttäuscht und tüftelte weiter.

Schließlich gelang ihm ein Sicherheitsverschluß, den er sich patentieren ließ (Patent Nr. 31694 vom 17. Juli 1884).




Die Patentschrift zu No. 31694

1886

1886 erhielt er noch ein zweites Patent (Nr. 38267 vom 27. März 1886).



Links: Sicherheitslampe für Benzinbrand - Wienpahl
Rechts: Sicherheitslampe für Benzinbrand - Bochumer Metallwarenfabrik


In der Camener Zeitung vom 15. Dezember 1895 gibt es eine Notiz über ein Patent an Wienpahl, doch ist nicht mehr feststellbar, ob es sich um ein drittes Patent handelt oder ob in der Nachricht auf eins der früheren zurückgegriffen wurde. Die Nachkommen Wienpahls wissen jedenfalls nichts von einem dritten Patent.

1906

Mehrfach erhielt er Gebrauchsmusterschutz auf seine Grubenlampe. Diese Lampe wurde Standardmodell auf vielen Zechen. Eine Aufstellung der 1899 im Bergamtsbezirk Dortmund eingesetzten Lampen gibt eine Anzahl von 6000 Wienpahl-Lampen an. Wilhelm Wienpahl ließ 1906 sechs Schmucklampen herstellen und verchromen. Eine Lampe ist heute noch im Besitz der Familie, eine stand vor noch nicht allzu langer Zeit in der Altdeutschen Bier - & Weinstube Kümper in der Bahnhofstraße auf einem Brett über der Tür. Eine Lampe erhielt der langjährige Zechendirektor Friedrich Funcke, der auf der "Funckenburg" wohnte (heute Zollpost). Wo die anderen drei geblieben sind, läßt sich nicht mehr feststellen.


Wilhelm Wienpahl war also ein Kamener, der sich aktiv um die Sicherheit der Bergleute verdient gemacht hat.
1874 oder 1875 heiratete er die aus Dortmund stammende, drei Jahre ältere Luise Rühl (2.7.1847 - 15.10.1915).
Sie hatten fünf Kinder, drei Jungen und zwei Mädchen. Das Familienphoto stammt von 1889 oder 1890.

Wilhelm Wienpahl im Kreise seiner Familie




Fundstück 1

Bei der Recherche zu der Geschichte dieser Lampe fand sich ein Hinweis auf eine ebay-Aktion vom Februar 2020.
Hier wurde eine der äußerst seltenen Wienpahl-Benzinlampen, im gefahrenen Zustand, für 612.00 € verkauft.





Fundstück 2

Im Februar 2022 wurde wieder eine Lampe von Wilhelm Wienpahl verkauft und wieder bei ebay.de
Obwohl als Restaurationsobjekt und fehlender Teile beschrieben, hat jemand dafür 770.00 € bezahlt.



🠕 Restaurierung Wilhelm Wienpahl 1890 🠕

Restaurierunsobjekt Januar 2022

von Ron Slangen

Grubenlampen

Wilhelm Wienpahl 1890.
Diese sehr seltene Lampe ist unrestauriert und unvollständig. Der Haken fehlt und verschiedene Teile des Zünders sind verrostet oder fehlen, wie zum Beispiel die Feder. Das Stellrad der Dochtverstellung ist fast verrostet. Die Sicherungseinstellung klemmt und ihr Schaft ist verbogen. Die Zündsteuerwelle ist korrodiert. Die Lampe wurde auch von einer unbekannten Substanz angefressen, die über der Patinaschicht liegt.

W. Wienpahl unrestauriert

Durch einen befreundeten Sammler einen Wienpahl-Haken ergattern können.

Bis auf die Feder im Zünder (Der Federstahl zum Nachbau der Feder wurde bestellt) ist die Lampe wieder in den Originalzustand versetzt worden.

Der Zünder wurde entrostet, gereinigt und betriebsbereit gemacht. Alle beweglichen Teile wurden gangbar gemacht, die verbogenen Wellen gerichtet bzw. ersetzt. Die Sicherungseinstellung wurde wiederhergestellt und das Sicherungseinstellrad erneuert.

Haken (W. Wienpahl)

Das Endergebnis.

Alle ausgetauschten Teile sind komplett original und alle Reparaturarbeiten wurden authentisch durchgeführt. Schließlich wurde die Lampe poliert und hat den Glanz der Zeit wiedererlangt, als die Lampe im Bergwerk diente. Etwas Patina wurde absichtlich zurückgelassen, schließlich handelt es sich um eine Lampe von ca. 1890.


Aus der Sammlung von Ron Slangen


3 stäbige Wienpahl Lampe


4 stäbige Wienpahl Lampe


5 stäbige Wienpahl Lampe





Die ganze Geschichte des Wilhelm Wienpahl gibt es unter dem folgenden Link:

Quelle: Kultur Kreis Kamen Text: Klaus Holzer

Textpassagen und Bilder teilweise durch eigenes Material erweitert.


Es ist auch eine Broschüre über W. Wienpahl im Haus der Stadtgeschichte Kamen erhältlich .



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