Knappenverein Glückauf-Südkamen 1901

Der Bergmannsgruß

Allgemeines

Der Gruß entstand im sächsischen Erzgebirge gegen Ende des 16. Jahrhunderts, als die Bergleute noch zu Fuß über Fahrten oder mit der Fahrkunst ein- und ausfuhren. (Man fährt in ein Bergwerk immer ein und nicht hinein, egal ob man zu Fuß, mit dem Förderkorb oder mit der Grubenbahn einfährt.) Das hieß, dass der Bergmann nach einer 10-Stunden-Schicht oft noch eine anstrengende und gefährliche 2-Stunden-Kletterpartie an der Fahrte vor sich hatte, etwas, wobei man Glück gebrauchen konnte. Wurde ein Bergmann fahrtlos, so war er dabei in den Schacht gestürzt. Hinzu kommt, dass in jener Zeit (16. bis 18. Jahrhundert) tödliche Unfälle sehr häufig waren, nicht nur beim Ein- und Ausfahren. Es kam oft vor, dass Kumpel der nächsten Schicht, die man beim Ausfahren noch gegrüßt hatte, im Berg geblieben waren.

Der Bergmannsgruß ist heute noch im Bergbau anzutreffen. Er wird zum Beispiel bei festlichen bergbaulichen Anlässen und unter Knappschaften benutzt. Das "Glückauf" wird im Bergbau im dienstlichen und privaten Schriftverkehr als Grußformel genutzt (Mit freundlichem Glückauf!). Da die Erze nahe an den Gruben verhüttet wurden, hat sich dieser Gruß an einigen Standorten (Harz, Freiberg) auch bei den Hüttenleuten eingebürgert. Der vielfach beschworene Zusammenhalt von Hütten- und Bergleuten ("Kohle und Stahl") hat ein Übriges dazu beigetragen, auch wenn diese Tradition heute bei den Stahlarbeitern zunehmend in Vergessenheit gerät.

In traditionellen Bergbauregionen wird es auch von Nichtbergleuten verwendet. Im Erzgebirge, Oberharz und Ruhrgebiet findet der Gruß auch heute noch im alltäglichen Leben Verwendung (erzgebirgisch: "Glick Auf!", "Gliggauf") - vorzugsweise unter Männern. Er wird in Abwandlungen (bspw. "Gauf!") auch in der regionalen Jugendsprache verwendet. In Freiberg hatte und hat der Gruß teilweise immer noch eine offizielle Funktion, zum Beispiel bei der Begrüßung und Eröffnung von Unterrichtsstunden in der Schule. In der Steiermark ist der Gruß ebenfalls aufgrund der historischen Bergbautradition verbreitet, liegt jedoch (in der Form "ein steirisches Glück auf!") näher an der Ursprungsbedeutung als Glückwunschformel.

Bei Heimspielen des FC Schalke 04 und des FC Erzgebirge Aue werden die Zuschauer mit "Glück auf" willkommen geheißen, gleichzeitig wird das Steigerlied abgespielt.

Das "Glückauf" ist ebenfalls der Gruß des Technischen Hilfswerks.

Quelle: Wikipedia

Der Ursprung des Bergmannsgrußes

Der Bergmannsgruß "Glück auf"


Bedeutung

Obwohl die Wurzeln dieses Grußes im erzgebirgischen Erzbergbau liegen, gilt der Gruß "Glück auf" heute ganz allgemein als Bergmannsgruß, ob im Mansfelder Kupferschieferbergbau oder bei den Kohlekumpeln an der Ruhr. Auch im Hüttenwesen und in der Metallurgie sowie bei der Erdölgewinnung ist dieser Gruß gebräuchlich geworden. Selbst im Ausland gilt "Glück auf" (in der Übersetzung des entsprechenden Landes) heute als allgemeiner Bergmannsgruß.

Wir begegnen ihm in Gedichten und Liedern. Als Gruß wurde er im Erzgebirge, als der Silberbergbau in Blüte stand, auch von einem großen Teil der nicht im Bergbau beschäftigten Erzgebirgsbevölkerung übernommen und war daher allgemein gebräuchlich. Mit dem Rückgang der Bergbautätigkeit wurde aber leider auch dieser schöne Gruß wieder seltener, bis er durch die im Erzgebirge auflebende Bergbautätigkeit der SDAG Wismut neue Anwendung und Verbreitung erfuhr.


110 Jahre

Was heißt nun "Glück auf"?

Eindeutig ist es nicht zu erklären. Nach mündlichen Überlieferungen sollen diese zwei Worte den Wunsch ausdrücken, der Bergmann möge nach der Schicht aus dem Dunkel des Schachtes wieder glücklich aufsteigen an das Tageslicht.

Eine andere Auslegung deutet den Gruß mit "Glück, tu' mir den Gang auf". Wahrscheinlicher erscheint die Erklärung, wonach "Glück auf" die Kurzform eines Grußes ist, den man dem anfahrenden Bergmann zurief und der vollständig lautet: "Bergmann, ich wünsche Dir Glück; der Gang tue sich Dir auf!" Mit anderen Worten heißt das: Ich wünsche Dir viel Erfolg und dass Du bei Deiner Arbeit auf reiche Erze stoßen mögest.

Nach einem bergmännischen Wörterbuch von 1882 ist "Glück auf" der zu jeder Tageszeit übliche Bergmannsgruß, nach Theodor Körner "Der Berge uralt Zauberwort":

Glück auf! mein Ruf hinab den Schacht,
Glück auf! mein Wunsch in Bergesnacht,
Glück auf! mein Gruß dem Sonnenlicht,
Glück auf! mein Trost, wenn's Auge bricht.

Theodor Körner, der 1813 als Freiheitskämpfer im Lützowschen Freikorps fiel, war Student an der Bergakademie Freiberg.

Entstehung und Verbreitung

In "De re metallica" von Georgius Agricola aus dem Jahre 1556 findet sich "Glück auf" noch nicht. In Marienberg war der Gruß "Glück auf" zu Trebras Zeiten (1767 bis 1779) bereits üblich. Im Bergbaugebiet um Pobershau nennt ein Plan des Jahres 1781 einen Erzgang nach diesem Gruß ("Glückaufer Morgengang"), und in einem weiteren Plan des Jahres 1769 ist eine Fundgrube danach benannt ("Glückauf-Fundgrube"). Zu dieser Zeche gehörte auch das Gebäude Ratsseite 83 in Pobershau als ehemalige Kupferhütte zu "Glück auf" und "Junger Morgenstern".

In der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts galt "Glück auf" neben "Weidmannsheil" auch als Jägergruß, war aber auch bei Schmieden und "Fleischhackern" gebräuchlich.

Im Jahre 1674 fand sich das Grußwort "Glück auf" im Festprogramm zum Freiberger Gregoriusfest an vier verschiedenen Stellen des Textes. Aus einer dieser Textstellen geht klar hervor, dass es sich dabei um einen Gruß des Bergmannes handelt, denn wörtlich lautet die Stelle "Ich aber will dir Glückauff zuschreyen". 1676 wurde dieses Grußwort wiederum in einem Programm zum Gregoriusfest verwendet. 1678 tauchte "Glück auf" anlässlich eines bergmännischen Aufzuges in Schneeberg auf.

"Glück auf" als Gruß geht auch aus einer Begebenheit bei Johanngeorgenstadt hervor. Bei Johanngeorgenstadt gab es eine "Glückauf"- Fundgrube, die ihren Namen erhalten haben soll, weil 1672 "Seine kurfürstliche Durchlaucht Johann Georg II. daselbst den schürfenden Bergleuten Glückauf! geboten, auch selbst Kuxe angenommen habe".

Ebenfalls 1672 erscheint "Glück auf" in einem "Gutachten" für einen Kux-Händler zur Verleihung der "Einsiedler"- Fundgrube im Freiberger Revier. Das Gutachten beginnt mit den Worten "Glück auff Glück auff, Herr Kux-Händler" und schließt mit "so wird sich endlich bey euch und mir uff unsere hineingesteckte Zubuße gute Ausbeute erweisen, unterdessen Glück auff! "

Im Jahre 1680 erschien in Leipzig eine Dissertation des erzgebirgischen Chronisten Christian Meltzer über bergmännisches Leben und Treiben. Der Titel dieser Dissertation lautet: "Glück Auff! De Hermundurorum Metallurgia Argentaria. Vom Ertzgebürgischen Silber-Bergwerck". Die 1. Strophe eines Marienberger Hochzeitsgedichtes aus dem Jahre 1670 beginnt mit folgenden Worten:

"Glück auf, Glück auf ihr Hochzeitgäst,
Hört an das Singen
So werde ich bringen
zu diesem Fest . . .".

Als wahrscheinlicher Zeitraum für die Einführung des Ausspruches "Glück auf" in den Sprachschatz des Freiberger Bergbaues werden die Jahre zwischen 1669 und 1674 genannt. Vom Erzgebirge ausgehend breitete sich dieser Gruß schnell auch auf andere Länder und Bergbaugebiete aus. 1680 tauchte "Glück auf" als Grubenname bereits im Harz auf, und 1681 fand "Glück auf" auch als Gruß in Thüringen Verwendung.

Es gibt jedoch noch einen älteren Nachweis für den Ausruf "Glück auf": Dem aus Marienberg stammenden und seit 1599 in Eibenstock amtierenden Pfarrer Christian Mann war bereits "Glück auf" als bergmännischer Gruß bekannt. Am Montag nach dem 3. Trinitatissonntag des Jahres 1615 hielt er anlässlich einer "Bergrechnung" eine Bergpredigt, in der er auf eine Luther-Anekdote anspielte, die sich erstmals 1566 in den so genannten Luther-Historien findet. Nach dieser Anekdote wurde Luther 1542 in Wittenberg von zwei Joachimsthaler (heute Jachymov, CSSR) Bergleuten besucht. Einer der beiden offenbarte ihm im Gespräch, er habe sich in seiner Zeche "verpufft" und habe 500 Gulden Schulden.

Luther sagte darauf zu ihnen:
"Wolan / Ir bergleut / wenn jhr am ermesten seydt / so bluet ewer glück / denn da haltet ir an / vund sehet selbst zu ewern Zechen / vund noth leret euch betten / zu Kirchen gehen / vund nüch-tern vund messig sein / drumb wisset ir selber nit / wie rech jr seyd / Ziehet heim vund arbeytet trewlieh / vund handelt redlich . . ."

Diese Begebenheit nahm Pfarrer Mann zum Anlass, seine Bergpredigt mit folgenden Worten zu beginnen:
"Ihr lieben Bergkleute / ewer Glück / das jhr jmmer ausschreit / Glück auff / blühet am besten / wenn jhr am ärmsten seyd . . ."

Man darf mit Gewissheit vermuten, dass der Ausruf "Glück auf" unter den Bergleuten zu dieser Zeit bereits üblich war und daher schon vorher entstanden sein musste.

Fazit

Zusammenfassend kann man feststellen, dass der Ausspruch "Glück auf" zwischen den Jahren 1556 und 1611 entstand und seine Wurzeln im erzgebirgischen Silberbergbau liegen. Von hier aus fand dieser schöne und nun über 400 Jahre alte Gruß Eingang in alle Zweige des Bergbaues und des Hüttenwesens, auch außerhalb des deutschsprachigen Raumes.


© Karl Kutzsche, Freiberg
(Quelle: "Stahl und Eisen" 22/88)

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