Knappenverein Glückauf-Südkamen 1901

Zum Andenken an das Grubenunglück am 20.Februar 1946

Über den Verlauf des Rettungswerkes

auf der Schachtanlage Grimberg II/IV nach der Explosion am 20.02.1946

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Während der Grubensteiger Hüsemann als Führer der Grubenwehr mit einigen Wehrleuten in der westlichen Richtstrecke zwecks Erkundung vorging, begab sich der Fahrsteiger Braune mit dem Grubenwehrführer Steiger Bremke zum südlich gelegenen ausziehenden Schacht IV. Von der Einmündung der östlichen und westlichen Richtstrecke bis zum Schacht IV waren starke Zerstörungen festzustellen: Förderwagen, Hölzer, Rohrleitungen, Kabeltrommeln usw. lagen weit durcheinander und unmittelbar an der Kurve nach Westen lagen 2 Tote, die starke mechanische Verletzungen aufwiesen. Am Schacht selbst waren nur geringfügige Beschädigungen bemerkbar. Durch den nördlichen am Schacht vorbeiführenden Umtrieb begabensie sich in den Hauptquerschlag nach Süden, den sie etwa 100 m weit befuhren. Der Querschlag war mit leichten Brandgasen, die die Sicht nicht all zu stark behinderten, ausgefüllt. Irgendwelche Auswirkungen des Explosionsstoßes waren kaum bemerkbar. In unmittelbarer Nähe des Schachtes lag ein Toter und etwa 20 bzw. 40 m weiter je ein Lebender. Ein kurzes Stück weiter lag ein zweiter Toter. Sowohl die Toten als auch die Lebenden wiesen keine mechanischen Verletzungen auf und waren anscheinend infolge Einatmen von Explosionsschwaden zusammengebrochen und umgekommen.

Grimberg III der komplett zerstörte Schacht

Bildquelle - Screenshot Bundesarchiv

Mittlerweile war der Steiger Hüsemann aus der westlichen Richtstrecke zurückgekehrt und stieß gerade beim Auffinden der Lebenden wieder zu seinem Trupp. Er war etwa 150 m weit in die westliche Richtstrecke eingedrungen und hatte dort in etwa 60 - 70 m Entfernung vom Verbindungsquerschlag 2 Tote gefunden, die mit dem Gesicht auf der Sohle und den Kopf in Richtung auf den Verbindungsquerschlag lagen. Auch bei diesen handelte es sich um Rauchvergiftete, da mechanische Verletzungen nicht festzustellen waren. Die westliche Richtstrecke selbst war mit leicht diesigem Qualm erfüllt und da Hülsmann nicht ortskundig war, war er wieder umgekehrt. Er bekam durch Fahrsteiger Braune den Auftrag, mit seinem Trupp die Verletzten und anschließend die Toten aus dem südlichen Hauptquerschlag zu bergen. Da inzwischen die Förderung auf Schacht IV wieder in Betrieb genommen war, konnte diese Bergung durch den Schacht unmittelbar zu Tage erfolgen. Der Führer des zweiten, mit Hern Braune angefahrene Rettungstrupps, der Grubensteiger Bremke, erhielt unmittelbar nach Auffinden der beiden Verletzten, die von Hüsemann geborgen wurden, (nach Schätzung gegen 15:00 Uhr) den Auftrag, durch den südlichen Hauptquerschlag bis zum Blindschacht 1 S zwecks Erkundung vorzudringen. Auf dem gesamten Weg bis zum Blindschacht 1S und an diesem selbst waren keinerlei Auswirkungen der Explosion festzustellen. Die Strecke war lediglich mit verhältnismäßig dünnen Brandgasen erfüllt, durch die die Sicht kaum behindert war. Nach Ansicht des Steiger Bremke, der vor etwa 2 Jahren hier tätig war, war die Wetterführung gegen früher merkbar geringer.

Auf dem Anschlag lag ein Toter, der Verletzungen nicht aufwies und anscheined Rauchgasvergiftet war. Beim Hinunterblicken in den Blindschacht sah er im Fahrschacht mehrere brennende Lampe, ohne jedoch eine Bewegung derselben festzustellen. Auf der obersten Fahrbühne konnte er einen Mann in sitzender Stellung deutlich erkennen. Er kletterte bis auf die erste fahrte bis zur Bühne herunter und stellte fest, daß dieser Mann bereits tot war. Von dort aus sah er auch auf der nächsten Bühne einen Mann leblos liegen. Da er auf wiederholtes lautes Rufen aus dem Stapel keine Antwort bekam, nahm er an, daß sich im und am Fuße des Stapels kein Lebender mehr befand und trat den Rückzug an. Durch Schacht IV fuhr er zu Tage, da mittlerweile auch der Sauerstoff der Gasschutzgeräte restlos verbraucht war. Der unmittelbar nach dem Fahrsteiger Braune mit einem weiteren Rettungstrupp auf Grillo angefahrene Fahrsteiger Bach nahm vom Grenzstapel den von Braune zurückgelassenen Grubenwehrführer Steiger Gerhard durch die westliche Richtstrecke mit zum Verbindungsquerschlag und gab den Auftrag, durch die westliche Richtstrecke, den Blindschacht 1 W und die Wetterstrecke und den Wetterberg in Flöz Ida bis zum Hobelstreb und dann möglichst bis zur 2. Sohle vorzustoßen. Weder Bach noch Gerhard können genau angeben, um wie viel Uhr dieser Auftrag erteilt wurde, sie schätzen jedoch, daß es zwischen 14:45 und 15:00 Uhr war.



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